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Mittwoch, 10. Februar 2016

Filmbesprechung - Her



Originaltitel: Her
Veröffentlichung in Deutschland: 27. März 2014
Regie: Spike Jonze
Drehbuch: Spike Jonze
Spieldauer: 126 min.




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Story:

Theodore Twombly ist eine introvertierte und schüchterne Persönlichkeit. In einer nahen Zukunft sitzt er jeden Tag an Auftragsarbeiten für Menschen, die Probleme haben, dem anderen ihre Gefühle zu offenbaren.

Er schreibt für sie Briefe.

Privat ist er allein.
Seine Gefühlswelt bereitet ihm Unbehagen, seine baldige Scheidung von Jugendliebe Catherine eröffnet Zweifel an seiner selbst.
Zur Ablenkung erwirbt er das neue OS (Operating System). Auf seinem Rechner installiert, spricht eine weibliche und sehr symphatische Stimme zu ihm.
Sie nennt sich Samantha.
Samantha lernt schnell und entwickelt mehr und mehr Charakter und Persönlichkeit.
Vorerst eine freundschaftliche Beziehung, wird diese Zweisamkeit viel intimer.
Zugunsten beider Seiten?


























Besprechung:

Theodore ergeht es wie vielen anderen in unserer heutigen Gesellschaft auch. Er ist allein.
Einsamkeit herrscht vor in den überfüllten Städten.
Wir merken schnell, dass ihm seine sozialen Begegnungen schwer fallen und er sich immer mehr zurückzieht.
Im Film Her wird die Informationswissenschaft behandelt. Auch "Affective Computing" genannt.
Es ist ein Verfahren, in dem der Computer, das sogenannte "Operating System" die menschlichen Gefühle und Gemütserregungen aufnimmt, analysiert, rechnerisch zergliedert und künstlich herstellt.
Das OS kommuniziert mit ihm.
Es wirkt menschlich.

Joaquin Phoenix gibt uns in einer perfekten Authentizität diese Gemütserregungen wieder, die eine große Rolle spielen und zeigt seine schauspielerische Leistung. Der Film, wie auch Theodore erscheinen uns befremdlich und doch nah. Wir fühlen mit, wir können Theodore verstehen und wissen um seine Gefühle, die er nach der kaputten Ehe mit seiner Jugendliebe Catherine, nun vorerst zögernd und freundschaftlich seinem Operating System Samantha offenbart.





















Ich empfand großes Unbehagen bei dem Gedanken, dass ein Mensch eine Beziehung mit einer Maschine eingeht. Doch ehrlich gesagt ist dies nicht undenkbar in naher Zukunft. Die Menschen leben sich auseinander, öffnen sich nicht mehr für die Gesellschaft sondern igeln sich ein und bleiben in ihrer Höhle. Wäre es da nicht angenehm eine Stimme, ein OS bei sich zu wissen, dass rund um die Uhr bei dir ist? Sich mit dir versteht? Weiß, wie du bist? WER du bist?
Dieser Film ist speziell. Im positiven Sinne.
Entzückend, gar schon romantisch. Und doch unheimlich.

Wer weiß also wie die nächste Stufe unserer Zivilisation aussehen wird? Wie wir leben werden und uns verhalten gegenüber der Technik und den Mitmenschen?
Ein empfehlenswerter Film über ein schon jetzt existentes Problem unserer Gesellschaft.
Ich war berührt.
Hut ab.




Den Trailer findet ihr wie immer unten, aber ich möchte euch noch einen Song mitgeben, der meiner Meinung nach sehr gut zu Her passt und das Herz erwärmt.


Portishead - "Roads"








Bildquellen:
http://cdn.thedailybeast.com/content/dailybeast/articles/2013/12/21/how-her-gets-the-future-right/jcr:content/image.img.2000.jpg/1387639272951.cached.jpg.dimg.jpg/fc9715b-2.cached.jpg
https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjfHbe1yKTjcaVK7QWS0e2eixVlSoWl17FSFm9ma_tQ78w83NJMOiXmLbj7Nw5nL_eCs_j-pyVZCOOhKlTaX85BnBcmEwDqBv5_q0IvrAYwUCGqHXb9_VPkDraFE3_814tygs7RJ2fafV8C/s1600/her-movie-2013-screenshot-sulking-theodore.jpg+w=1024.jpg
http://www.designworklife.com/wp-content/uploads/2014/01/her-movie-design-work-life.jpg
http://static.hd-trailers.net/images/32df1283-2b26-4cf4-8d10-bda6627cae88_Txtd-Adv-Unrated-1sht-HER.jpg

Donnerstag, 21. August 2014

Filmbesprechung - Als das Meer verschwand



Originaltitel: In My Father`s Den
Produktionsjahr: 2004
Regie: Brad McGann
Drehbuch: Brad McGann
Produzenten: Trevor Haysom, Dixie Linder
Basierend auf: Maurice Gee


Story

Der renommierte und viel gereiste Kriegsfotograf Paul Prior kehrt in seine Heimat in Neuseeland zurück, um bei der Beerdigung  seines Vaters dabei zu sein.
Die Familie empfängt ihn nach 17 Jahren mit gemischten Gefühlen.
Kurz danach will er wieder weiter, doch sein Bruder Andrew, der Pauls damaliges Verschwinden immer noch nicht verkraftet hat, bittet ihn darum, eine Weile hierzubleiben und sich um die Hinterlassenschaften und das Haus zu kümmern. Vorerst widerwillig nimmt er an und zieht in dem elterlichen Haus ein.
Kurz darauf kreuzen sich die Wege mit ihm und seiner alten Liebe Jackie, deren Namen er sich als Teenager auf die Zehen hatte tätowieren lassen. Nachdem er eine vorübergehende Stelle als Lehrer an seiner alten Schule annimmt, lernt er Jackie`s 16 Jahre alte Tochter Celia kennen. Es entwickelt sich eine ungleiche, seltsame und doch sehr innige Freundschaft zwischen den beiden.
Paul`s Vergangenheit holt ihn nach und nach ein und er muss sich ihr stellen, bevor er endgültig an ihr zerbricht. 
Als Celia eines Tages spurlos verschwindet, ist den Bewohnern klar, dass nur Paul der Verdächtige sein kann...




Besprechung:

Eine wahrhaft düstere Geschichte verbirgt sich hinter diesem poetisch klingenden Titel.
Was Brad McGann uns hier liefert, ist keinesfalls leicht zu verdauen. In jeder Sekunde stimmig und bildgewaltig liefert er uns ein Familiendrama, das überzeugender nicht sein kann.
In seiner Genialität setzt er uns das grausige Geheimnis während des Films Stück für Stück wie ein Puzzle zusammen. 
Die Besetzung ist als Geniestreich zu bezeichnen. Matthew MacFadyen beweist sich glanzvoll in der Rolle des Kriegsfotografen Paul Prior.
So authentisch er diesen kaputten Charakter spielt, fragt man sich, wie man so überzeugend spielen kann, ohne sich selbst dabei zu verlieren.
Konfrontiert mit der Vergangenheit seiner Familie und der Bekanntschaft mit seiner vermutlichen Tochter Celia hat er vieles zu verarbeiten.
Durch intelektuelle Dialoge und unglaubliche Überraschungen überzeugt dieses melancholisch, tiefgründige und ergreifend dramatische Kunstwerk in jeder Hinsicht.
Ein wahres Filmjuwel, was nicht umsonst bei den New Zealand Screen Awards Auszeichnungen für unter anderem bester Film, beste Regie und bestes Drehbuch erhielt.
Daher Sehenswert!




Bildquellen:

http://www.illusionsprojektor.de/wp-content/uploads/2010/09/meerplakat.jpg
http://i.ytimg.com/vi/E2ESUCyIHUY/0.jpg
Videoquellen:
https://www.youtube.com/watch?v=qoKLNFUyg-E&noredirect=1

Dienstag, 8. April 2014

Filmbesprechung - Shame


Originaltitel: Shame
Veröffentlichung in Deutschland: 1. März 2012
Regie: Steve McQueen
Drehbuch: Steve McQueen, Abi Morgan
Spieldauer: 101 min.


Story:

Brandon ist ein Mann, der gut aussieht und sich gut kleidet. Er ist in seinem Job sehr erfolgreich, hat ein schickes Appartement und pflegt die etwas kühle, aber doch freundschaftliche Beziehung mit seinem Boss.
Er hat eigentlich alles um sicher mit einer eigenen Familie in die Zukunft zu blicken. Doch er führt keine Beziehung. Will er auch nicht. Stattdessen kostet er seine Sexsucht voll aus, überall und zu jeder Zeit. Plötzlich taucht seine psychisch labile Schwester Sissy auf, die darum bettelt bei ihm zu bleiben.
Er willigt ein und ahnt nicht, was auf ihn zukommen wird. Beide haben Probleme. Probleme, die sie nicht ansprechen wollen.
Seine Schwester gerät in unschöne Situationen, denen sie sich nicht bewusst ist. Brandon fühlt sich für sie verantwortlich. Und als sie plötzlich etwas mit seinem Boss anfängt, beginnt die absolute Katastrophe.

Besprechung:

Naja. Als ich von dem Film hörte, war ich nicht begeistert. Ich vermutete einen anspruchslosen Film. Bei einem Film über einen Sexsüchtigen, was wird zu sehen sein? Einfach nur Sex ohne Geschichte? Ein Porno für`s Kino?
Aber hier kommt die Überraschung! Steve McQueens Film ist ein absoluter Diamant.
Dieser Film lebt von seinen Schauspielern.
Absolut glaubwürdig verkörpert Michael Fassbender den smarten Brandon, der Tag für Tag und Nacht für Nacht seine Sexsucht an Frauen auslässt. Doch es reicht ihm nicht. Seine Sucht ist das einzige, was ihn lebendig fühlen lässt. Ohne Sex wäre er zu nichts in der Lage.
Der Zuschauer, wie auch Brandon selbst, merkt nach und nach, dass hinter der bemerkenswerten Selbstkontrolle eine unangenehme, realistische und gespenstische innere Armut herrscht.
Auch seine Schwester Sissy hat Probleme und ist psychisch labil. Sie singt in Bars mit einer so unglaublich zarten und verletzlichen Stimme, das dieses Drama durscheinen lässt, dass beide miteinander verbindet.
Ich hatte lange nicht mehr so etwas emotionales gesehen.
So ein großartiger Film, der mehr durch die unscheinbaren Töne und Bilder überzeugt als durch die Dialoge.
Fesselnd, explosiv, rührend.
Welche eine Schande, dass da keine Oscars angeflogen kamen.



Bildquellen:
https://alyssalinnpalmer.files.wordpress.com/2012/01/shame-movie-poster-new.jpg
http://bilder.filmstarts.de/r_640_600/b_1_d6d6d6/medias/nmedia/18/81/98/98/19869836.jpg
Videoquellen:
https://www.youtube.com/watch?v=_KmS5lMQQJQ